Vertrauen in die Wissenschaftskommunikation: Wo liegt das Problem?

Obwohl 56 % der Deutschen angeben, der Wissenschaft grundsätzlich zu vertrauen, zeigt die öffentliche Debatte oft ein anderes Bild. Wissenschaftler, insbesondere unerfahrene Forscher, die ihre Arbeit öffentlich präsentieren, geraten häufig in das Kreuzfeuer von Kritik und Anfeindungen. Diese Diskrepanz offenbart grundlegende Probleme in der Art und Weise, wie Wissenschaft in der Gesellschaft kommuniziert und wahrgenommen wird.

Die COVID-19-Pandemie machte deutlich, wie emotional aufgeladen wissenschaftliche Themen sein können. Wissenschaftler wie Christian Drosten oder Martin Stürmer wurden in der Öffentlichkeit gefeiert, sahen sich aber auch persönlichen Angriffen ausgesetzt. Unerfahrene Forscher, die sich plötzlich im medialen Rampenlicht wiederfanden, mussten nicht nur wissenschaftliche Herausforderungen meistern, sondern auch mit öffentlichen Anfeindungen umgehen. Themen wie Impfungen oder Klimawandel, die persönlich und emotional aufgeladen sind, verschärfen dieses Problem.

Viele Wissenschaftler sind nicht ausreichend auf die öffentliche Kommunikation vorbereitet. Gerade medienunerfahrene Forscher, die ungewollt ins Zentrum des Diskurses geraten, erleben oft Missverständnisse und aus dem Kontext gerissene Aussagen. Das kann zu erheblichen negativen Folgen führen, von Bedrohungen im Netz bis hin zu Vandalismus, wie es einige Beispiele während der Pandemie zeigen.

Drei Wege für bessere Wissenschaftskommunikation

Angesichts dieser Herausforderungen sind Verbesserungen dringend nötig. Auf Basis meiner langjährigen Erfahrung als Pressereferentin und Leiterin der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Biologie empfehle ich folgende drei Ansätze:

  1. Bessere Schulung und Unterstützung für Wissenschaftler: Wissenschaftler benötigen gezielte Schulungen in Kommunikationsstrategien. Es reicht nicht, ein Fachgebiet zu beherrschen – Wissenschaftler müssen lernen, ihre Erkenntnisse verständlich und souverän der Öffentlichkeit zu vermitteln. Medienkompetenz und der richtige Umgang mit Journalisten sind entscheidende Fähigkeiten, die gefördert werden müssen. Institutionen sollten auch langfristige Unterstützungsprogramme für Forscher bereitstellen, um sie vor persönlichen Anfeindungen zu schützen.
  2. Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit: Eine erfolgreiche Wissenschaftskommunikation basiert auf Dialog und Interaktion. Anstatt nur Ergebnisse zu präsentieren, sollten Wissenschaftler in den Austausch mit der Öffentlichkeit treten, um Missverständnisse zu vermeiden. Interaktive Formate wie Diskussionen und Gespräche bieten die Möglichkeit, wissenschaftliche Prozesse zu erklären und das Vertrauen in die Forschung zu stärken.
  3. Transparenz und klare Abgrenzung zur Politik: Wissenschaftliche Expertise und politische Entscheidungen müssen deutlich getrennt werden. Transparenz ist entscheidend, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erhalten. Wissenschaftler sollten sich auf ihre Fachexpertise konzentrieren und vermeiden, in politische Diskussionen involviert zu werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Öffentlichkeit die Neutralität der Wissenschaft anerkennt und wertschätzt.

Schlussbetrachtung

Die 56 % der Deutschen, die der Wissenschaft vertrauen, bieten eine solide Basis für den Aufbau besserer Kommunikation. Mit gezielter Schulung, echtem Dialog und Transparenz kann dieses Vertrauen weiter gestärkt und die Wissenschaftskommunikation nachhaltig verbessert werden.

Die wichtigste Message? Augen und Ohren auf! Nachrichten und Meldungen hinterfragen und auch mal recherchieren. Nur so hat die Wahrheit und die Wissenschaft eine Chance und eine stabile Grundlage.

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